Projektstruktur und Arbeitspakete

Biowawi
Arbeitspakete im Projekt BioWaWi und deren Vernetzung.

Die Abbildung gibt einen Überblick über die Arbeiten in Phase 1, die im Definitionsprojekt durchgeführt wurde und Phase 2, die die derzeit läuft. Die Projektkoordination und Beiratsarbeit (AP 0) wird von KIT-AGW und DIALOGIK übernommen. Die Forschungs- und Entwicklungsarbeit ist in den fünf Arbeitspaketen AP 1 bis AP 5 organisiert. Jedes AP umfasst dabei mehrere Aktivitäten bzw. Arbeitsschritte, die jeweils von einem oder mehreren Teilprojekten übernommen werden. Ungeachtet dessen werden die Arbeitspakete als Gemeinschaftsaufgaben angesehen.

Projektziele

Das Hauptziel des Projektes ist, den Wert von Biodiversität und Ökosysteme und Leistungen (ÖSL) in Entscheidungsprozesse von wasserwirtschaftlich operierenden, kommunalen Unternehmen zu integrieren, was am Beispiel der Stadtwerke Bühl (SWB) entwickelt und erprobt werden soll. Dabei soll sichergestellt werden, dass die Ergebnisse auf weitere Unternehmen der Wasserwirtschaft übertragbar sind, um auch bei diesen auf Umweltmanagementsysteme hinzuwirken, die stärker auf Artenerhalt und -förderung ausgerichtet sind.

BioWaWi verfolgt die folgenden Projektschwerpunkten:

  1. Die Einbindung von Biodiversität und ÖSL in Umweltmanagementsysteme: Dies wird anhand von ökologischen Indikatoren (z.B. Entwicklung von Zielorganismen, Grundwasserspiegel-stände, Bodenfeuchte, Niederschlag) und/oder ökonomischen Indikatoren (z.B. Biotopwert-punkte, Ökokonto, Monetarisierung der ÖSL) erfolgen.
  2. Die Erfassung der Änderungen in der Biodiversität durch ein Vorher-Nachher-Monitoring. Mit Unterstützung durch einen Citizen Science Ansatz soll eine Arten- und Biotopkartierung vorgenommen werden. Die Zielorganismen bzw. Indikator-Arten werden mit den lokalen Stakeholdern des Runden Tisches identifiziert.
  3. Zur Erfassung der abiotischen Indikatoren wird ein Wasserhaushaltsmonitoringsystem der bewirtschafteten Wasserschutzgebiete (Grundwasserspiegelstände, Bodenfeuchte, Niederschlag) aufgebaut.
  4. Durch die partizipative Modellierung des Wasserhaushaltes wird das Wissen der lokalen Stakeholder in diesen Prozess eingebracht und zugleich auch das Vertrauen in die naturwissenschaftliche Vorgehensweise aufgebaut, das die Umsetzung der Forschungsergebnisse ermöglicht.
  5. Die ökonomische Bewertung wird auf die gewählten Indikatoren abgestimmt. Eine entsprechende Methodik unter Berücksichtigung vorhandener Werkzeuge (z.B. Ökokonto) wird erarbeitet.
  6. Die naturwissenschaftliche Methodik wird durch regelmäßige nach den Kriterien der Mediation moderierte Runde Tische mit lokalen Stakeholdern begleitet. Während der Runden Tische wird versucht werden, die Optionen der Wasser- und Flächenbewirtschaftung hinsichtlich Akzeptanz in der Bevölkerung (z. B. Attraktivität der Biotope, Erholungspotentiale) abzustimmen.
  7. Die transdisziplinäre gemeinsame Vorgehensweise im Projekt wird durch regelmäßige Projekttreffen und Schulungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit der Methodik des kollegialen Coachings sichergestellt.

Diese Ziele führen zur Entwicklung einer Methodik für ein Umweltmanagementsystem für kommunale Unternehmen, die vorhandenen Wasserressourcen im Spannungsfeld von Ökologie und Ökonomie unter den Bedingungen des Klimawandels, der Bevölkerungsentwicklung und der jeweils geltenden gesetzlichen Anforderungen optimal zu bewirtschaften und den Erhalt von Biodiversität und ÖSL zu sichern.

Übersicht über das wissenschaftliche Konzept

Biowawi
Übersicht über das wissenschaftliche Konzept.

Die folgenden Schritte sind in der Abbildung dargestellt:

  1. Bestimmung des Untersuchungsrahmens: Auf Grundlage des Wasserbedarfsmodells werden die Stakeholder über den Wasserbedarf der SWB informiert, Bedenken und Anregungen werden aufgenommen, diskutiert und protokolliert. Zielkonflikte werden thematisiert. Darauf basierend wird am Runden Tisch ein Fragenkatalog erstellt, der durch die Modellierung beantwortet werden soll.
  2. Parametrisierung: Das lokale Wissen der Stakeholder wird in die Abfrage nach relevanten Parametern einbezogen. Der Runde Tisch wird über die angestrebte Parametrisierung informiert und ggf. wird eine Neubewertung von Parametern vorgenommen bzw. deren Gewichtung geändert.
  3. Kalibrierung: Anhand von Ereignissen, die in der von den lokalen Stakeholdern überschaubaren Zeit aufgetreten sind, kann das Modell kalibriert werden. Dazu werden mit dem Modell zu relevanten Ereignissen, die die Wasserbilanz betreffen (Hochwasser, Starkregen, Dürreperioden) Rückwärtsberechnungen durchgeführt, die dann unabhängig mit den Erfahrungen der Stake-holder abgeglichen werden. Basierend auf diesen Vergleichen kann das Modell in seiner räumlichen Auflösung kalibriert werden.
  4. Validierung: Die Validierung erfolgt durch Vorwärtsberechnungen von Wasserbilanzereignissen im Projektverlauf. Diese werden am Runden Tisch diskutiert, der bei besonderen Wasserbilanz Ereignissen (Trockenfallen von Flächen, anstehendem Grundwasser nach Starkregen usw.) außerplanmäßig einberufen wird. Können solche Ereignisse durch das Modell vorhergesagt werden, kann die Funktionsfähigkeit des Modellansatzes für die Umweltauswirkungen Wassermanagementmaßnahmen der Stadtwerke als gesichert angenommen werden.

Die partizipative Modellierung dient vier Zielen:

  • der Qualitätssicherung der Modellierung durch lokales Wissen,
  • der Identifizierung und Lösung von möglichen Zielkonflikten zwischen Wasserwirtschaft, Natur- und Ar-tenschutz,
  • dem Aufbau des Vertrauens zwischen lokalen Stakeholdern und Wissenschaftler*innen des Projektes
  • der Anschlussfähigkeit der Projektergebnisse, indem diese Konflikte im Laufe des Projektes aufgelöst werden.

Durch die Einbindung eines Beirates, dem auch andere Wasserversorgungsunternehmen aber auch das Technologiezentrum Wasser sowie das Bundesamt für Naturschutz angehören, werden gezielt Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Praxis auch anderer Regionen und Interessenslagen eingebunden. Die Durchführung dieses Projekt soll dazu dienen, exemplarisch auch auf andere Wasserversorgungsunternehmen übertragbar zu sein.